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hatte er Hank mit einem Foto von Lassie ausgeschickt, in Ruid-
oso die gängigsten Restaurants und Hotels abzuklappern und
sich beim Personal nach ihr zu erkundigen.
Normalerweise hätte ein Fall wie dieser nicht so umfassende
Ermittlungsarbeiten ausgelöst, sondern wäre dem Sozialamt
übergeben worden. Doch zum Glück waren sich Sheriff und
Chief Deputy einig, dass die Umstände nach einem Verbrechen
rochen und deshalb zu untersuchen waren.
Wie viel Zeit und Männer Ethan zur Verfügung stellen würde,
war ungewiss. Der Kostenfaktor spielte eine erhebliche Rolle.
Brad graute bereits davor, Lassie demnächst beibringen zu
müssen, dass die Nachforschungen eingestellt werden mussten.
Wenn es dazu kam, wollte er seine privaten Quellen nutzen, um
ihre Identität zu klären.
Aber er betete zu Gott, dass sich bald ein brauchbarer Hinweis
ergab oder sie ihr Gedächtnis wiederfand. Bis dahin gab es viel
zu tun. Er musste nicht nur Nachforschungen über ihre Vergan-
genheit anstellen, sondern auch seine wachsende Zuneigung zu
ihr in die richtige Perspektive rücken.
Leichter gesagt als getan, dachte er, während er auf die hol-
prige Zufahrt zum Gehöft der Chinos einbog.
Johnny Chino war zwei Jahre älter als Brad und lebte seit
frühester Kindheit bei seinen Großeltern Charlie und Naomi.
Seine Mutter hatte als wilder, verantwortungsloser Teenager viel
Schande über die Familie gebracht, ihn gleich nach seiner Ge-
burt bei ihren Eltern abgeladen und sich aus dem Staub
gemacht. Einige Jahre später war sie unter Alkoholeinfluss bei
einem Autounfall ums Leben gekommen.
Inzwischen waren Johnnys Großeltern beide weit über neun-
zig, aber gesundheitlich noch genügend auf der Höhe, um für
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sich selbst zu sorgen. Trotzdem entfernte er sich nie weit von
ihrem Haus. Warum er das Fährtenlesen aufgegeben hatte, war
nicht bekannt.
Gerüchten zufolge war eine Tragödie, die sich in Kalifornien
ereignet hatte, der Grund dafür. Aber Brad hörte nicht auf
Klatsch, und nur um seine Neugier zu befriedigen, horchte er
seinen Freund nicht aus.
Als er vor dem Haus anhielt, stürmten ein rotbrauner Jag-
dhund und ein schwarzer Collie unter lautem Gebell zu ihm. Er
vertraute darauf, dass sie sich von seinem letzten Besuch vor ein-
igen Monaten an ihn erinnerten, und stieg aus.
Während die Hunde ihn begrüßten, hörte er eine Tür ins
Schloss fallen. Er blickte auf und sah Johnny auf die lange
hölzerne Veranda an der Frontseite des Hauses treten.
Er war ein großer, kräftiger Mann, der das lange schwarze
Haar zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. Auf
seiner rechten Wange prangte ein schwaches Wundmal, aber es
waren vor allem seine dunklen Augen, die die Narben aus seiner
Vergangenheit widerspiegelten. Er blieb bei der Haustür stehen
und wartete.
Brad hob eine Hand zum Gruß und ging zur Veranda. Die
Hunde folgten ihm schwanzwedelnd auf den Fersen.
Johnny deutete mit dem Kopf zu den Tieren.  Sie erinnern
sich an dich.
 Natürlich. Ich bin ziemlich unvergesslich , scherzte Brad.
Der flüchtige Anflug eines Lächelns zeigte sich auf Johnnys
Gesicht. Er deutete zu einem ramponierten Gartenstuhl.  Setz
dich.
 Danke. Brad nahm Platz und erkundigte sich höflich:  Wie
geht es deinen Großeltern? Was treiben sie so?
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Johnny lehnte sich an die Hauswand, zog ein Stück Weiden-
holz aus der Tasche und klappte sein Taschenmesser auf.  Sie
sind alt. Sehr alt.
Er hatte schon immer eine eigene Art, eine Situation mit
wenigen Worten auf den Punkt zu bringen.  Du weißt wahr-
scheinlich, warum ich hier bin , sagte Brad.
Obwohl dieser Teil des Reservats sehr abgelegen war, wurden
Neuigkeiten sehr schnell von einer Familie zu anderen weit-
ergereicht. Zweifellos hatte die Geschichte von der weißen Frau,
die bewusstlos in den Bergen gefunden worden war, inzwischen
die Runde gemacht.
 Vielleicht.
Brad bemühte sich, seine Ungeduld zu zügeln. Johnny ließ
sich nicht gern drängen und schaltete auf stur, wenn man es ver-
suchte.  Die Kleine weiß nicht, wer sie ist. Und ich kann nicht
feststellen, was passiert ist.
 Ich bin kein Sheriff.
 Leider. Du würdest einen sehr guten Sheriff abgeben.
Johnny führte die Messerklinge über das Weidenholz; ein
spiralförmiger Span fiel zu Boden.  Ich lese keine Fährten
mehr.
 Ich hoffe, dass du für mich eine Ausnahme machst. Nur
dieses eine Mal.
 Die Hunde lesen auch keine Fährten mehr.
Brad sah sich nach den Tieren um. Beide lagen faul in einem [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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