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es sein?«
So rief die Baronesse erschrocken, aber Ginevra war be-
reits aus dem Zimmer und hatte auch bald das Haus ver-
lassen.
Auf dem Atelier erzählte sie ihrem Freunde, welch einen
Kampf sie seinethalben mit dem Vater gehabt, und als
dieser die herrliche Braut umarmen wollte, wies sie ihn
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sanft zurück.  »Es wartet noch etwas bei weitem
Schlimmeres im Hintergrunde,« sprach sie.
»Was?« fragte Luigi.
»Ich habe es dem Vater nicht gesagt, Ihnen will ich's
auch nicht sagen, ich werde sehen, welcher von beiden
Männern Ginevra am meisten liebt.«
»Sie sind mir ein Rätsel. Wollen Sie mich auf die Probe
stellen? halten Sie es für nötig? immerhin! doch nein! das
sieht Ginevra nicht ähnlich. Sie sind zu stolz, um eines
Argwohns fähig zu sein, wo Sie lieben.«
»Das Schicksal stellt Sie auf eine Probe, mein Freund!
ich wahrlich nicht!«
Luigi stand eine Weile stumm, dann sich ermannend, rief
er: »Ich habe in blutigen Schlachten nicht gezittert, ich
ging dem feuerspeienden Tode entgegen, der ganze Ko-
lonnen niederriß, und verlor den Mut nicht, als ganze
Bataillone in dem Eis der Beresina erstarrten. Jetzt zittere
ich, denn ich soll Ginevra verlieren!«
»Beweisen Sie's, daß Sie mich lieben!«
»Oh. Sie mißtrauen mir dennoch!«
»Folgen Sie mir,« sprach Ginevra und reichte Luigi den
Arm. Er führte sie zu ihrem Wagen, hob sie hinein und
setzte sich zu ihr.
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Finster und kalt, mit gefalteter Stirn und Brauen, saß Bar-
tholomeo schon wieder in seinem Lehnstuhl und harrte
seiner Tochter.
Diese trat ein nebst ihrem Bräutigam und redete zu ihren
Eltern: «Ich bringe Ihnen jemand, der Ihre Liebe ver-
dient, selbst wenn er ihr Todfeind ist.«
Mit militärischem Anstand, aber furchtsam und schüch-
tern, im Bewußtsein, ein besseres Glück zu verdienen, als
ihm gegenwärtig geworden, stand Luigi Porta vor dem
Alten, dessen bewegliches Auge von oben bis unten ihn
maß. Es war dies das einzige Zeichen des Lebens, man
hätte ihn sonst für ein Marmorbild gehalten.
Endlich fragte er: »Sie haben dem Kaiser gedient?«
»Mit Leib und Seele.«
»Wie kommt's, daß Sie nicht dekoriert sind?«
»Seit dem 8. Juli trage ich die Ehrenlegion nicht mehr.«
Ginevra, über diesen Empfang unwillig, holte einen Stuhl
herbei und nötigte Luigi mit ungewöhnlicher Zartlichkeit,
die zugleich ihn besänftigen und der Rauheit des Vaters
trotzen konnte, Platz zu nehmen.
Der Vater hatte den Jüngling unverwandt angeblickt.
»Mein Herr,« begann er wieder, «ich bin geradeaus, wie
ein Korse! Sie gefallen mir, und alles wäre mir recht 
nur gewisse Züge  mit einem Worte  eine vermaledeite
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Ähnlichkeit mit den Portas empört mein Innerstes. Frau,
was sagst du?«
»Ich bin ein Porta!« versetzte der Jüngling.
»Unglücklicher, wärst du Luigi Porta?« rief der Greis mit
fürchterlicher Stimme und leuchtenden Blicken. 
»Der bin ich! Ich dächte, Ihre Tochter hätte Ihnen ge-
sagt.«
»Er ist es«  versetzte Ginevra und faßte seine Hand.
Bartholomeo war keines Wortes mächtig  er stand auf 
und wankte  faßte die zitternde Gattin beim Arm und
zog sie mit Blicken des Entsetzens zur Tür hinaus.
Bleich und unbeweglich wie eine Bildsäule starrte Ginev-
ra ihren Eltern nach.
»Was hat das zu bedeuten?« fragte Luigi erschrocken.
»Unglücklicher! Du fragst?« rief Ginevra plötzlich außer
sich.  »Und ich soll es sagen? Nun so höre: Du hast den
Mörder deiner ganzen Familie soeben gesehen, der all die
deinigen getötet, der dich ans Bett festgebunden, um dich
in den Flammen deines eignen Hauses zu Asche zu bren-
nen: das ist mein Vater, Bartholomeo Piombo, und dein
Vater, Luigi Porta, hat meine Brüder getötet, hat mein
Haus niedergebrannt, oh! unsere Geschlechter sind sich
keine Bluttat schuldig geblieben. Und wir wollen uns
vermählen? Glück zur Hochzeit!«
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»Ginevra! kann ein holdes Weib so fürchterlich sein? Die
Erinnerungen meiner Kindheit tauchen schrecklich em-
por. Ginevra, ich hätte das meinem ärgsten Feinde nicht
geglaubt.«
»Luigi Porta, so stehen unsere Verhältnisse. Dem Un-
glücklichen schenkte ich mein Mitleid, dem Verzwei-
felnden, weil er meine Gesinnungen teilte, meine Liebe;
dem, um den ich meine Ehre aufs Spiel gab, die Hand.
Nun, wie spricht jetzt Luigi Porta zu Ginevra Piombo,
weil Blutrache unter ihnen waltet?«
»So war es gemeint?  Ha! ich könnte rasend werden!«
rief der Jüngling voller Schmerz.  »O Ginevra, die Väter
bekämpfen sich wie Männer, die Sitte, man könnte sagen,
die Ehre verlangt es so. Allein du!  Den Verzweifeln-
den, der sein Leben wegwerfenswert achtete, den kette-
test du ans Dasein, fülltest ihn mit Mut, Hoffnung, Freu-
de, verhießest ihm deine Liebe, deine Hand, um ihn
zehntausendmal schlimmer zu morden, daß er der Liebe,
dem Leben, dir und sich selbst fluchen möchte?  O Gi-
nevra, würdige Piombo, ja, deine Blutrache, das ist eine
Blutrache. Frohlocke nur, schämst du dich nicht, denn
eine Schmach bist du deinem Geschlechte!  Leb wohl in
den Flüchen, die deine Tat dir erworben.«
»Du verkennst mich, Luigi,« versetzte jene sanfter. »Die
Absicht, die du denkst, hatte ich nie. Ich will dich ruhiger
fragen: Kannst du aus Liebe zu mir die Blutrache verges-
sen, die in unsern Häusern waltet?«
»Ob ich sie vergessen kann!« rief Luigi plötzlich hocher-
freut. »Zur Hölle damit, mit allem, was mich von Ginev-
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ra trennt. Den Fuß setze ich auf die blutigen Leichen
meiner nächsten Anverwandten, und deine Hand fassend,
frohlocke ich: : Ich bin keine Waise, denn Ginevra liebt
mich!9 «
»Du sprichst kühn, allein so wollte ich's, ich liebe dich
darum. Mein Freund, du hast mein Herz erleichtert und
allen Zwiespalt geschlichtet, der bisher es zerriß. Ja, ich
liebe dich, obgleich du ein Porta bist, Blut erbt sich nicht,
unsere Liebe muß den wütenden Haß unserer Vorfahren
aussöhnen, und sprichst du kühn, ich kann es auch und
sage dir's: Sollte mein Vater und meine Mutter mir flu- [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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